Das Thema Keratokonus ist derart umfangreich, dass man hierzu problemlos dicke Bücher schreiben könnte. An dieser Stelle soll lediglich ein kurzer Einblick gegeben werden.

Der Keratokonus ist eine, in der Regel, beidseitig auftretende, nicht entzündliche Hornhauterkrankung. Dabei beginnt die Ausprägung oft einseitig und verläuft unterschiedlich schnell. Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist das Auftreten des Keratokonus relativ selten. Die Rate liegt etwa bei 0,5‰, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. Der Keratokonus manifestiert sich normalerweise in der zweiten bis dritten Lebensdekade. Tritt er bereits in der Pubertät auf, so kann man von einer recht schnellen Progredienz (fortschreitende Veränderung) ausgehen.

Beim Auftreten des Krankheitsbildes kommt es, als Folge einer Abnahme der Hornhautdicke und der damit verbundenen Reduzierung der Hornhautstabilität, zu einer zunehmend kegelförmigen Vorwölbung der Hornhaut. Diese Deformation eines der wichtigsten Bestandteile unseres optischen Systems Auge hat gravierende Folgen für das Sehen. Da anfangs nur ein Auge betroffen ist und die Veränderungen schleichend voranschreiten, wird dies subjektiv nicht gleich bemerkt.

Erste Anzeichen zeigen sich häufig in Form einer stark schwankenden Sehschärfe (trotz aktueller Brille), einer erhöhten Lichtempfindlichkeit und dem Auftreten von Halos (Ringerscheinungen um Lichtquellen). Eine sich ständig ändernde Brillenglasstärke mit zunehmender Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) und variierender Achslage stellt ein objektives Verdachtsmoment bezüglich Keratokonus dar. Da sich durch die Hornhautvorwölbung auch gleichzeitig eine starke Unregelmäßigkeit (Irregularität) einstellt, kann dies optisch nicht mehr ausreichend gut mit einer Brille korrigiert werden. Eine Hornhautvermessung mittels Videokeratograph bringt hier letztendlich Klarheit, ob es sich um einen Keratokonus handelt oder nicht.

Befindet sich der Keratokonus in einem fortgeschritteneren Stadium, so kann nur mittels formstabiler Contactlinsen eine Anhebung der Sehleistung erreicht werden. Der Keratokonus wird dadurch jedoch nicht gestoppt werden.

An dieser Stelle ist nun der Contactlinsen-Spezialist gefragt. Er kennt sich genau mit den verschiedenen Formen und Ausprägungen des Krankheitsbildes aus und ermittelt die optimale Contactlinsengeometrie für das jeweilige Auge. Man muss sich eine solche Linse ähnlich einem orthopädischen Schuh für die Augen vorstellen. Dazu ist ebenfalls eine genaue Kenntnis der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten erforderlich. Nicht selten müssen Lösungen erarbeitet werden, die es so bisher noch nicht gab – eine absolute Einzelanfertigung.

Um dies gewährleisten zu können, wird der Anpasser mit Firmen zusammenarbeiten, die genau so etwas umsetzen können und sich nicht auf ein fest definiertes Linsenangebot beschränken. Zusätzlich wird der Anpasser die Linse(n) vor Ort manuell nacharbeiten und optimieren, falls dies erforderlich sein sollte.

Bei INVISIO beträgt der Anteil an Keratokonusversorgungen ca. 50% der Anpassungen, Tendenz steigend. Wir sind somit täglich mit diesem Krankheitsbild konfrontiert und arbeiten permanent an Lösungen für eine bestmögliche Linsenversorgung unserer Keratokonus Kunden. Aus diesem Grund greifen wir auch primär auf Contactlinsen der Firma Hecht Contactlinsen GmbH zurück. Hecht fertigt, was technisch herstellbar ist, und das in einer absoluten Spitzenqualität Made in Germany.

Mit der Anpassung allein bei Keratokonus ist es jedoch nicht getan! Eine gute Keratokonusversorgung braucht eine langfristige, fachliche Begleitung durch den jeweiligen Anpasser. Regelmäßige Nachkontrollen und Topographieerstellungen, sowie eine gute Kommunikation zum behandelnden Augenarzt sind hier zwingend notwendig.

Durch die individuell abgestimmten Kontrollen werden Veränderungen der Hornhaut frühzeitig erkannt und es kann entsprechend reagiert werden. Denn kommt es zu einem Fortschreiten des Keratokonus, merkt der Betroffene dies oft nicht. Der Keratokonus setzt die Sensibilität der Hornhaut stark herab, gleichzeitig reagiert das Gewebe jedoch extrem empfindlich, weshalb es zu Erosionen, bzw. Leckagen der Hornhaut mit anschließender Vernarbung und Trübungszonen kommen kann. Bei einem erneuten Schub in der Hornhaut sitzen die, ursprünglich optimalen, Linsen plötzlich schlecht und üben eine viel zu hohe, mechanische Belastung auf den empfindlichen Apexbereich (höchste Stelle des Keratokonus) aus. Dies reibt die Hornhaut „wund“ und kann Narben zur Folge haben.

Eine neue Anpassung bringt dann nur bedingt Besserung, da durch Narben und Trübungen die Sehleistung oft stark reduziert wird. Aus diesem Grund sind regelmäßige Nachkontrollen so wichtig. Der Contactlinsen-Spezialist erkennt kleinste Veränderungen und bespricht die Vorgehensweise, um den Optimalzustand wiederherstellen zu können.

Ist dann irgendwann (eventuell) ein Punkt erreicht, an dem eine neue Anpassung kein akzeptables Ergebnis mehr liefern kann, bleibt nur die Transplantation der Hornhaut. Wir informieren unsere Kunden schon lange im Voraus über operative Möglichkeiten, neue Methoden (cross-linking, intracorneale Segmente, etc.), OP-Verlauf, sowie Risiken und Chancen nach dem Eingriff.

Jedoch wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit, auch nach der Transplantation und Entfernung der Nähte, eine erneute Contactlinsenversorgung angezeigt sein. Der Grund hierfür liegt meist in dem sich postoperativ entwickelnden, hohen Astigmatismus begründet, welcher nur selten mit einem Brillenglas korrigiert werden kann.

Es gilt folglich wieder, nach der bestmöglichen Linsenversorgung zu streben. Nun aber mit der Aussicht auf eine deutlich gesteigerte Sehleistung. Visus Werte von 0.8 bis 1.2 sind hier der Regelfall. Um dies zu erreichen, sind erneut aufwendige, individuelle Contactlinsengeometrien erforderlich, welche nicht selten sogar noch komplizierter sein müssen, als zu Zeiten des Keratokonus und das ganze Wissen, Können und Engagement des Anpassers fordern.

Wir sehen jeden einzelnen Fall als neue Herausforderung und Ansporn, uns und unsere Kunden weiter nach vorne zu bringen.